Grenznutzenschule

Grenznutzenschule
Grenznutzenschule,
 
Richtung der Volkswirtschaftslehre, die im Grenznutzen das Kriterium des wirtschaftlichen Wertes eines Konsumgutes erblickt. Wenn der Nutzen U eine Funktion der n Gütermengen x1, x2,. .., xi,. .., xn ist, dann besteht der Grenznutzen mathematisch in den partiellen Differenzialquotienten ∂U / ∂xi. Jede zusätzliche Einheit eines Gutes stiftet nach der Grenznutzenschule einen geringeren Grenznutzen als die vorhergehende (1. gossensches Gesetz); für die Maximierung der Bedürfnisbefriedigung müssen die Güter in der Weise gekauft werden, dass der Grenznutzen dividiert durch den Preis, d. h. der Grenznutzen der zuletzt ausgegebenen Einheit des Zahlungsmittels (Grenznutzen des Geldes), für jedes Konsumgut gleich ist (2. gossensches Gesetz).
 
Auf dieser Basis leitet die Grenznutzenschule die Steuerung des Angebots durch die Nachfrage ab. Unter alternativen Konsumgüterbündeln, die mit einem gegebenen Bestand an Produktionsfaktoren produziert werden können, wählen die Konsumenten das Bündel aus, bei dem ihre Bedürfnisbefriedigung maximiert wird (am größten ist). Die Güterpreise spielen sich dabei so ein, dass der Grenznutzen des Geldes für alle Konsumgüter gleich ist.
 
Nach den Vorarbeiten von H. H. Gossen (1854) entstand die Grenznutzenschule fast gleichzeitig um 1870 in Österreich (C. Menger), Frankreich (L. Walras) und Großbritannien (W. S. Jevons). Es entwickelten sich unterschiedliche Richtungen: Während die Wiener (österreichische) Schule (u. a. E. von Böhm-Bawerk, F. von Wieser, J. A. Schumpeter, L. von Mises) das Grenznutzenprinzip am eindeutigsten vertrat und u. a. auf die Preisbildung und gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge anwendete (z. B. monetäre Überinvestitionstheorie, Lohnfondstheorie), liegt das Hauptverdienst der angloamerikanischen Richtung (A. Marshall, F. Y. Edgeworth, J. B. Clark, I. Fisher) besonders in der Übertragung des Grenznutzenprinzips auf die Produktionstheorie und die Theorie der Einkommensverteilung (Grenzproduktivitätstheorie). Auf die Lausanner Schule (V. Pareto u. a.) geht v. a. die mathematisch exakte Darstellung zurück. Mit Pareto verbindet sich auch der Übergang zur modernen Nutzentheorie (Nutzen). Ein wichtiger Beitrag der Grenznutzenschule ist die Einführung der Marginalanalyse in die Wirtschaftstheorie.

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Grẹnz|nut|zen|schu|le, die: volkswirtschaftliche Richtung, die den Wert eines Gutes (1) aus der subjektiven Schätzung des Nutzens durch den Verbraucher erklärt.

Universal-Lexikon. 2012.

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